Freitag, 22. April 2022

Woche 34: Osterzeit, Teil 2

Über die Ostertage ist hier so viel  passiert, dass ich gerne einen zweiten Bericht noch dazu liefern möchte:

Beginnen möchte ich mit Ostersonntag, an diesem wir die Auferstehung Jesu um 10.30 Uhr in der Klosterkirche feierten. Auch hier wieder mit Stiftschor und viel Weihrauch. Dieser Tag nahm ebenfalls beim Mittagessen seinen Einfluss. So gab es vier Gänge mit anschliessend viel Eis zum verzehren. Die Schweigepflicht wurde während dem Mahl aufgehoben und liess einem das ein oder andere Gespräch mit seinem Sitznachbarn über die vergangenen Ostertage bewirtschaften. An Ostermontag begann ich wieder zu ministrieren und schwang ordentlich dabei den Weihrauch durch die Lüfte. Anschliessend wurden ich und Colin zu einem Passionsfilm über Jesus von einem Mönch eingeladen. Dieser hatte den Film bereits vor seinem Eintritt gekauft, und hatte eben vor, mit uns gemeinsam den Film zum ersten mal anzuschauen. Merkwürdigerweise bekam der Passionsfilm doch einen ganz anderen Verlauf. Am Ende wurde Jesus überhaupt nicht gekreuzigt sondern gründete sogar eine Familie und mahnte den heiligen Paulus an, dass dieser nur Wahnvorstellungen von einer angeblichen Gottesbegegnung hätte. Während dem zwei stündigen Film mussten wir dann zur Vesper. Lust, diesen seltsamen Film fortzusetzen hatte keiner mehr von uns. Jetzt muss ich hin und wieder darüber schmunzeln. Was der Regisseur damit wohl sagen wollte?

Diese Woche blieb aber weiterhin noch spannend. Derselbe Mönch mit dem wir den Film gesehen hatten musste zu einer Beerdigung in den Schweizer Kanton Wallis. Dieser Kanton liegt mitten im hohen Alpengebirge der Schweiz. Er lud uns ein, ihn zu begleiten und uns während der Beerdigung ein Bild vom bekannten Lötschental zu machen. Um ins Wallis jedoch zu gelangen mussten wir mit dem Auto auf einen Zug aufsetzen der uns über 15 Minuten durch einen Tunnel aufwärts in das 1500 Meter hohe Tal führte. 
Anschliessend besuchten wir im selben Kanton ein Ursulinen Kloster in Brig-Glis, in diesem eine Tante, Schwester Judith, des Mönch lebte und uns eine Führung durch das Kloster und der anschliessenden Kirche gab. Am Ende der Führung wurden wir noch zu Kaffee und Keksen und einem tollen Gespräch eingeladen. Hierbei handelte es sich jedoch nicht um den einzigen Ausflug dieser Woche. Gleich am folgenden Tag durfte ich den Fraterstock des Klosters Einsiedeln auf einen weiteren Ausflug begleiten. Zum Fraterstock gehören die Novizen, die Fraters und der Novizenmeister samt seinem Stellvertreter. Wir unternahem mit dem Schiff über dem Vierwaldstättersee eine Exkursion und Wanderung, zur in der Schweiz bekannten Rütliwiese, den Gründungsort dieser Nation, an der sich 1291 die drei Urkantone Schwyz (in diesem sich Einsiedeln befindet), Uri und Unterwalden zusammen schlossen. Die Kombination aus herrlichem Wetter und wundervollen Aussichten liess den Ausflug zu einer schönen  Erinnerung werden. 

Viel arbeiten musste ich diese Woche aufgrund der Ostertage und den schönen Ausflügen kaum. Dennoch konnte ich in der Buchbinderei die letzten Elektro-Arbeiten an den Pergament-Lampen abschliessen. 
Im Naturalienkabinett half ich zum Ende der Woche noch weiter die gepressten Pflanzensammlungen zu digitalisieren.

Es folgte eine ereignisreiche Woche auf der anderen! 

 Woche 33: Osterzeit, Teil 1


Die Karwoche begann ich weiterhin im Einsatz für das "Scriptorium": In der Buchbinderei schliff ich das Holz der fertigen Bauteile der Pergament-Lampen und bastelte weiter an der Elektronik der Lampenfassungen herum. Die verbrauchten Kabel gingen in ganze Meter auf. Zum Glück kamen jedoch auch freiwillige Helfer für das grosse Bauprojekt, die fleissig mit Hand anlegten. Um die Klosterzeit zu umwerben, bat mich Pater Thomas einen Bericht für eine Katholische Zeitschrift zu erstellen. In diesem Bericht schilderte ich meine Erfahrungen hier im Kloster Einsiedeln und die Beweggründe, diese Auszeit zu machen. 

Grösstenteils fand jedoch meine Arbeit in der Klosterkirche statt: Ich half mit, alle Seitenaltäre nochmals abzustauben und diese für das Osterfest aufzurüsten. Wir wechselten die Kerzen aus und legten frisch gewaschene und gebügelte Tücher über die Altäre. Zudem führten wir eine Nassreinigung über den Boden der Klosterkirche durch und saugten alle Sitzbänke ab. Und da alle Corona-Massnahem in der Schweiz nun aufgehoben wurden, herrschte in der Karwoche ein regelrechter Andrang in punkto Wallfahrt in die Kirche, sodass wir oft bei den Kerzenständern alte Kerzen aussortieren und neue zur Verfügung stellen mussten. Mit der zusätzlichen Hitze geriet man des Öfteren oft ins Schwitzen. Anschliessend reinigten wir die Abstellfläche von Wachsverschmutzungen. 

Als Ministrant wurde ich für "Gründonnerstag" und "Karfreitag" gebraucht. Da die Kar- und Ostertage eine ganz eigene Liturgie verfolgen, fanden dem entsprechend auch Proben für das Ministrieren statt. Am Gründonnerstag wurde die aus der Bibel bekannte Fusswaschung durch Jesus an die zwölf Apostel nachgestellt. Statt die Apostel, wurden in der Klosterkirche zwölf ukrainische Flüchtlinge zur Fusswaschung auf dem Podest vor dem Volksaltar eingeladen. Diese Waschung mit all ihrer Symbolik führte der Abt des Klosters durch. Wir Ministranten sorgten für genügend Wasser und gaben dem Abt genügend Tücher zum trocken der "nun" sauberen Füsse. Am Karfreitag trugen wir in der Liturgie ein über zwei Meter hohes Holzkreuz auf das Podest der Klosterkirche und liessen an die Kreuzigung Jesu daran erinnern.

In Karfreitag und Karsamstag wurden zwei Gebetszeiten, die Vigil (Nachtgebet) und Laudes (Morgengebet) bewusst zusammengelegt und bildeten gemeinsam die "Trauermette". Zwar ging diese eineinhalb Stunden, war jedoch durchgehend wundervoll gestaltet. Die Lesungen wurden von einigen Mönchen gesungen und mit Hilfe des Stiftchors kräftig unterstützt. Die Krönung folgte im "Benedictus", einen Lobgesang der Laudes, welcher in sechs Stimmen am Ende der Trauermette vorgetragen wurde. Ein musikalischer Leckerbissen, der es einem schwierig machte, sich auf das eigentliche Gebet zu konzentrieren. 

Die Woche und dieser Teil der Osterzeit endete mit der Osternachtsmesse: Die Messe begann um 20.30 Uhr, also bei Anbruch der Dunkelheit. Hierbei musste ich nicht ministrieren und konnte die gesamte Liturgie aus dem Kirchenschiff heraus beobachten. Am Anfang erhielt jeder eine Kerze, sodass die Kirche in ein einziges Lichtermeer aus tausenden von Kerzen erstrahlte.  Auch hier trat der Stiftschor aus Einsiedeln auf. Anschliessend folgte ein Orgelkonzert und danach wurde man noch zu einem Umtrunk im Hofspeisesaal des Klosters eingeladen. Nach 00.00 Uhr kamen die meisten erst ins Bett.









Dienstag, 12. April 2022

 Woche 32


Den ersten Tag begann ich weiter in der Schmiede mit Hand anzulegen. An die in Woche 31 erwähnten Eisenhaken nahm ich nun Bohrungen durch, damit diese später an der Holzdecke des Ausstellungsraum befestigt werden können. Dann ging es wieder zurück in den Bereich der Elektrik: Noch nicht alle Kabel der Pergament-Lampen waren miteinander verbunden. Zur Sicherheit schloss ich auch jede einzelne Lampe mal an das Stromnetz an, um nachzuprüfen, ob auch alle Kabel den Strom leiten. Bis jetzt viel zum Glück nur eine Lampe aus. Hier war wohl der Schalter beschädigt. Auch nahm ich weiter Fräsungen an den Holzdeckeln der Lampen durch und fing an, Löcher für die Kabelleitungen zu bohren.


Freitag, 1. April 2022

Woche 31


Zum Auftakt der Woche ministrierte ich an einer feierlichen Aufnahme eines "Oblaten" des Klosters einsiedeln. Nun, was ist ein Oblate? Es handelt sich um Laien, die ein Versprechen ablegen, ein christliches Leben in enger Verbundenheit mit einem Kloster im Geist des Ordensgründers zu führen. Diese wohnen keinesfalls im Kloster und gelten auch nicht als Mönche, sondern gehen ein ganz normales weltliches Leben nach. Hat man als Mönch die Pflicht zum regelmässigen Gebet im Chor der Kirche anzutreten, dieses von den Oberen des Klosters kontrolliert wird (es fällt halt auf wenn jemand beim Gebet fehlt -auch bei uns Klosterzeitlern!), so muss der Oblate die Eigene Disziplin im Gebetsleben bei sich zu Hause aufbringen. 

Die Hälfte der Woche war zu meiner Freude einer meiner Vorgänger als Klosterzeitler zu Gast. Man unternahm gemeinsam einen Spaziergang und tauschte seine Klosterzeiterfahrungen gegenseitig aus. Tipps und Empfehlungen wurden ebenfalls geäussert. Auch ministrierten wir beide zur Vesper und der heiligen Messe zusammen. In der Fastenzeit wird ohnehin an Wochenenden mehr ministriert. Jeden Sonntag dieser Zeit, findet in der Vesper auch immer eine Prozession zur Gnadentabelle statt. Oft war meine Aufgabe, dass Weihrauchfass schwingen zu lassen. Der dadurch erzeugte Nebel hält sich noch weitere zwei Stunden in Klosterkirche -riecht aber gut. 

Die Arbeit diese Woche wechselte in verschiedene Handwerke. Von den Schreinerarbeiten an den in den vorherigen Blogs genannten Pergamentlampen, über die Hantierung eines Elektrikers mit den Drähten der Lampen, bis hin zu Schmiedarbeiten für die Herstellung von Trägerhaken der Leuchten. Die Schmiedearbeiten waren wohl das aufregendste. Während es draussen bei minus ein Grad schneite, arbeiteten wir in T-Shirt in der Schmiede. Zierliche Haken, die wir aus Stahlstäben herstellten, formten wir mit Hammer und Zange in eine Acht. Dabei liessen wir den oberen Ring kleiner ausfallen als den Entgegengesetzten. Ab und zu musste man Aufgrund der enormen Hitze seine Handschuhe in Wasser tunken, um keine Brandblasen zu fördern. Die Arbeit war ein Erlebnis für sich.

  Woche 40 + 41 Nun beginnen zum Anfang des Sommers die letzten Monate meiner Klosterzeit. Meine Freizeitaktivitäten haben sich grösstenteil...