Woche 33: Osterzeit, Teil 1
Die Karwoche begann ich weiterhin im Einsatz für das "Scriptorium": In der Buchbinderei schliff ich das Holz der fertigen Bauteile der Pergament-Lampen und bastelte weiter an der Elektronik der Lampenfassungen herum. Die verbrauchten Kabel gingen in ganze Meter auf. Zum Glück kamen jedoch auch freiwillige Helfer für das grosse Bauprojekt, die fleissig mit Hand anlegten. Um die Klosterzeit zu umwerben, bat mich Pater Thomas einen Bericht für eine Katholische Zeitschrift zu erstellen. In diesem Bericht schilderte ich meine Erfahrungen hier im Kloster Einsiedeln und die Beweggründe, diese Auszeit zu machen.
Grösstenteils fand jedoch meine Arbeit in der Klosterkirche statt: Ich half mit, alle Seitenaltäre nochmals abzustauben und diese für das Osterfest aufzurüsten. Wir wechselten die Kerzen aus und legten frisch gewaschene und gebügelte Tücher über die Altäre. Zudem führten wir eine Nassreinigung über den Boden der Klosterkirche durch und saugten alle Sitzbänke ab. Und da alle Corona-Massnahem in der Schweiz nun aufgehoben wurden, herrschte in der Karwoche ein regelrechter Andrang in punkto Wallfahrt in die Kirche, sodass wir oft bei den Kerzenständern alte Kerzen aussortieren und neue zur Verfügung stellen mussten. Mit der zusätzlichen Hitze geriet man des Öfteren oft ins Schwitzen. Anschliessend reinigten wir die Abstellfläche von Wachsverschmutzungen.
Als Ministrant wurde ich für "Gründonnerstag" und "Karfreitag" gebraucht. Da die Kar- und Ostertage eine ganz eigene Liturgie verfolgen, fanden dem entsprechend auch Proben für das Ministrieren statt. Am Gründonnerstag wurde die aus der Bibel bekannte Fusswaschung durch Jesus an die zwölf Apostel nachgestellt. Statt die Apostel, wurden in der Klosterkirche zwölf ukrainische Flüchtlinge zur Fusswaschung auf dem Podest vor dem Volksaltar eingeladen. Diese Waschung mit all ihrer Symbolik führte der Abt des Klosters durch. Wir Ministranten sorgten für genügend Wasser und gaben dem Abt genügend Tücher zum trocken der "nun" sauberen Füsse. Am Karfreitag trugen wir in der Liturgie ein über zwei Meter hohes Holzkreuz auf das Podest der Klosterkirche und liessen an die Kreuzigung Jesu daran erinnern.
In Karfreitag und Karsamstag wurden zwei Gebetszeiten, die Vigil (Nachtgebet) und Laudes (Morgengebet) bewusst zusammengelegt und bildeten gemeinsam die "Trauermette". Zwar ging diese eineinhalb Stunden, war jedoch durchgehend wundervoll gestaltet. Die Lesungen wurden von einigen Mönchen gesungen und mit Hilfe des Stiftchors kräftig unterstützt. Die Krönung folgte im "Benedictus", einen Lobgesang der Laudes, welcher in sechs Stimmen am Ende der Trauermette vorgetragen wurde. Ein musikalischer Leckerbissen, der es einem schwierig machte, sich auf das eigentliche Gebet zu konzentrieren.
Die Woche und dieser Teil der Osterzeit endete mit der Osternachtsmesse: Die Messe begann um 20.30 Uhr, also bei Anbruch der Dunkelheit. Hierbei musste ich nicht ministrieren und konnte die gesamte Liturgie aus dem Kirchenschiff heraus beobachten. Am Anfang erhielt jeder eine Kerze, sodass die Kirche in ein einziges Lichtermeer aus tausenden von Kerzen erstrahlte. Auch hier trat der Stiftschor aus Einsiedeln auf. Anschliessend folgte ein Orgelkonzert und danach wurde man noch zu einem Umtrunk im Hofspeisesaal des Klosters eingeladen. Nach 00.00 Uhr kamen die meisten erst ins Bett.
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