Freitag, 6. Mai 2022

Woche 36


"Alexander, ich brauche noch ein paar Sachen von Zuhause. Hast du und Colin Lust, mich nach Genf zu begleiten?" "Oui Oui" . Unser erster Ausflug in die französisch sprachige Schweiz.  Zum Glück, die Muttersprache des Novizen, der uns von Einsiedeln ins dreistündig entfernte Genf einlud und einen grosszügigen Einblick in seine Heimat gewährte. Äusserst gastfreundlich wurden wir von seiner Familie empfangen und bekamen frisch gebackene Croissants serviert. Anschliessend packten wir die Sachen und brachen für eine Stadtführung auf. Den ersten Ort, den wir erkundeten, war die Genfer Kathedrale Sankt Peter in der Innenstadt. Man konnte bis in die Spitzen der zwei Haupttürme des reformierten Gebäudes hinauf steigen und einen weiten Ausblick über das "protestantische Rom", gewinnen. Auch sah man die 140 Meter hohe Fontäne, ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, im Genfer See in den Himmel schiessen. Anschliessend gingen wir zur Fontäne um ein Gefühl für die maschinelle Kraft, die 7 Tonnen Wasser in die Luft befördert zu bekommen. Die letzte grosse Attraktion ist das Gebäude der Vereinten Nationen gewesen. Hier kamen wir mittels des Autos hin. Ins Auge stiess vor allem der Rasen mit allen Fahnen der Länder der UNO. Ein sehr schöner Ausflug!

Die Woche begann ich in Hinblick auf die Arbeit in der Aushilfe bei den Sakristanen der Klosterkirche. Diesmal ging es ein wenig spannender bei den Kerzenständern zu. Man brauchte nicht lange nachdenken warum die Polizei feinsäuberlich die Opferkassen inspizierte. Einer der Sakristane erzählte mir, wie ein besonders gewiefter Dieb ein gebrochenes Ende eines Gliedermessstab, beidseitig mit Klebeband versah und sich so durch den Schlitz der Kasse sich ein paar bunte Scheine zu angeln versuchte. Jetzt wo viele Wallfahrten in Einsiedeln stattfinden, füllen sich die Kassen an den Kerzenständern wie ein frisch gezapftes Bier im Münchner Hofbräuhaus. Die beste Gelegenheit, auch bei den grossen, oft unübersichtlichen Trubel an die Barschaft seine Finger zu setzen. Und eben dieser Langfinger entwich dem Sakristan und ging in der Masse der Pilger unter.

In der Buchbinderei stellte ich Holzgestelle für die Pergamentlampen her und verleimte diese mit den lichtdurchlässigen, jedoch undurchsichtigen Fenstern. Eine neue Arbeit nahm ich in der "Anmaserung" einer Tischplatte für das Scriptorium auf, um ihr einen mittelalterlichen "Look" zu verleihen. Anschliessend verkleideten ich und Colin mit einem schwarzen Tuch Schaukästen, die ebenfalls für das Scriptorium dienen.  So ist die Arbeitswoche sehr abwechslungsreich ausgefallen.  

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